Springe zum Inhalt

Vater und Sohn beim Schweinfurter DWZ-Pokalturnier

Am Samstag, 22.10.2022, machten wir, Martin und Claus, uns auf den Weg nach Schweinfurt, um am dortigen DWZ-Pokalturnier teilzunehmen. Für Martin sollte es darum gehen, etwas weitere Turniererfahrung zu sammeln.

Die DWZ-Pokalturniere bieten sich hierfür besonders an, da das Teilnehmerfeld in Vierergruppen etwa gleicher Spielstärke aufgeteilt wird, in denen dann ein Rundenturnier mit 90 Minuten je Spieler (kein Inkrement, keine Verlängerung) gespielt wird.

Im Unterschied zu den DWZ-Jugendturnieren treten hier nicht nur Jugendliche untereinander an, es können auch Erwachsene mitspielen.

Als sich vor Ort herausstellte, dass noch Startplätze verfügbar waren und einige vorangemeldete Teilnehmer nicht erschienen waren, meldete ich, Claus, mich spontan zum Turnier an. Zum einen wollte ich mich damit vom bangen Warten, was denn der Filius in seinen Spielen treiben möge, ablenken, zum anderen nach ersten Gehversuchen in der letztjährigen Vereinsmeisterschaft ausloten, wie sehr das Schachliche nach über 30-jähriger Abstinenz vom Liga- und Turnierbetrieb denn eingerostet ist. Es sollte anstrengend werden, richtig anstrengend...

Martin hingegen machte seine Sache prima. Zwar verlor er das erste Spiel gegen eine erfahrenere ukrainische Jugendspielerin aufgrund eines Fehlers nach ausgeglichenem Spiel, dafür konnte er die beiden nächsten Partien gewinnen.

Kurios war seine letzte Partie. In der Diagrammstellung spielte er 11. ... Lb4+, jedoch übersahen sowohl er als auch seine Gegnerin das Schachgebot. Unreklamiert folgte daher der irreguläre Zug 12. Dd3, worauf das Doppelschach 12. ... Lxc3+ nur durch 13. Kf1 aufgelöst werden kann. Nach 13. ... La5 hatte Martin damit eine Figur gewonnen. Den Vorteil konnte er in der Folge ausbauen und das Spiel gewinnen.

Kurioserweise hatten die Kinder im Jugendtraining gelernt, dass man einen irregulären Zug des Gegners nicht zu reklamieren braucht, wenn man einen Vorteil daraus schöpfen kann. In der Partie hatte Martin das aber gar nicht bewusst ausgenutzt, es wäre aber eine seltene Möglichkeit gewesen.

Mit insgesamt 2 Punkten landete Martin auf dem 2. Platz in seiner Gruppe, womit er sehr zufrieden sein konnte!

In meiner Gruppe tat ich mir ungleich schwerer. Hatte ich angesichts des DWZ-Schnitts von ca. 1100 noch die Hoffnung, hier gut mithalten zu können, fand ich mich mit Schwarz gleich in der ersten Partie nach einem Patzer in der Eröffnung auf völlig verlorenem Posten – so viel schachlicher Verstand war nach den vielen Jahren dann doch noch verblieben:

Zum unverdienten Glück zog Weiß 20. Tbe1, was die Taktik 20. ... Lxg2 gestattet. Bei genauem Spiel (21. Sxf7) wäre Weiß in Vorteil geblieben, in allen anderen Varianten kann Schwarz aber zumindest beim Material wieder ausgleichen. So konnte ich nach 21. Se4 Lxf1 das Spiel noch drehen und mit einigen Mühen letztlich gewinnen.

Auch die beiden folgenden Partien waren umkämpft, wenngleich ich sie für mich entscheiden konnte. Zwar konnte ich damit die Gruppe glücklich gewinnen, ein Spaziergang war das aber gewiss nicht... Und mit der schließenden Erkenntnis, dass man neben Job und Familie doch mehr fürs Schachspielen tun sollte, war wohl der Vater derjenige, der an diesem Tag die größerer Turniererfahrung sammeln musste. Am vergangenen Freitag zumindest habe ich gleich die Gelegenheit genutzt, am Training für alle teilzunehmen...
(C.B.)