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Oberliga: Das hochverdiente Wunder!

Es war ein Wunder! Ausgerechnet gegen die hoch dekorierten Titelträger vom SC Heusenstamm gelang dem Schachklub Bad Homburg in der Oberliga ein nicht für möglich gehaltener Punkt!

Und dies, nach dem in den beiden Spielen zuvor jeweils ein jeweils heftig umkämpfter Mannschaftspunkt vergeben worden war und Bad Homburg noch einmal kräftig in den Abstiegsstrudel gesaugt zu werden drohte.

Einen normalen Verlauf der Restsaison vorausgesetzt, könnte das der Klassenerhalt gewesen sein. Jedenfalls war es ein gutes Wochenende!

Knappe Niederlage gegen Hofheim

Hofheim II gehört zu den Spitzenteams der Liga und sie zeigten es an diesem Wochenende auch, in dem sie 4 Punkte holten und sich nun in Schlagdistanz zum Titel hochgearbeitet haben.

Bad Homburg erspielte sich zunächst 2 kurze Remisen durch Florian Lesny und Volker Novak, was man als Erfolg werten konnte. Dennoch verdunkelte sich der Himmel deutlich, als Erwin Kaliski immer tiefer in die Defensive geriet und am Ende durch ein unaufhaltsames Figurenopfer ausgeknockt wurde.

Genauso schlimm, nur spektakulärer erwischte es Stefan Erdmann, der in seiner Leib- und Magenvariante auspräpariert worden war. Der Gegner opferte einen Turm und benötigte dafür noch nicht einmal Bedenkzeit. Und in der Tat: Die Stellung war nach 15. ... Dc8 16. Sc3 hoffnungslos und alles Strampeln in zunehmender Zeitnot half nichts mehr: 1:3 gegen Bad Homburg.

Nach einem erstaunlich einseitigen Partieverlauf konnte dann Walter Schmidt seine Partie gewinnen und den Anschlusstreffer zum 2:3 erzielen. Im Diagramm stand Schwarz schon länger schlecht, aber nach dem Gewaltausbruch 25. ... Dh3? 26. Txc6+! bxc6 27. La6+ war die Partie sofort zu Ende.

Die 4. Spielstunde gegen Hofheim. Es ergaben sich noch reichlich Chancen!

In der Zeitnotphase konnten zunächst Behrang Sadeghi am Spitzenbrett und Jonas Lenz ebenfalls ein Remis erzielen - letzterer aus der Position der Stärke heraus.

Und so lief spät am Abend nur noch die Partie von Uli Wolf: Mehrbauer, dominante Stellung - sollte gewonnen sein. Aber sein Gegner war ein erfahrener Internationaler Meister und verteidigte sich zäh. Und dann, als es endlich geschafft aussah, ein Blackout: Dauerschach zum unglücklichen 3,5:4,5 aus Bad Homburger Sicht.

Sehr ärgerlich und schade. Es roch nach einer Doppelnull an diesem Wochenende.

Das Wunder gegen Heusenstamm

Der SC Heusenstamm machte Ernst und hatte an diesem Wochenende erstmals sein nominelles Spitzenbrett, den Indischen Großmeister Visakh Narayanan, Elo 2521, eingeflogen. Mit überwältigendem Erfolg gegen Reisepartner Oberursel: ein 6:2-Kantersieg der Heusenstammer am Vortag ließ die Kurstädter nicht wirklich an eine Chance glauben.

Der Spielverlauf erwies sich dann zunächst durchaus chancenreich: Walter Schmidt, Ralf Dunsbach und Uli Wolf mit eher schnellen Remisen holten zwar zunächst nur für unwesentlich gehaltene Brettpunkte.

Christoph, hier bei einem anderen Turnier, erwies sich als starker Ersatzmann!

Aber dann zeigte der jugendliche Ersatzspieler Christoph, was er kann. Sein letzter Zug b7-b6 war Absicht gewesen - und der Gegner konnte der Versuchung nicht widerstehen: 15. Lxb8 Txb8 16. Sc6 gewann die Qualität, oder?

Nein! 16. ... Dc7 17. Sxb8 Dxc4 - und es wurde verwickelt - mit besseren Chancen für Schwarz.

Und es kam noch besser: Christoph lies nicht locker und setzte am Ende den nackten weißen König matt - ein toller Sieg. Und er zweite von Christoph im zweiten Oberligaspiel.

Was war das? Bad Homburg lag mit 2,5:1,5 in Front - und nirgendwo drohte unmittelbar eine Niederlage! Erstaunlich.

Allerdings spielten die verbliebenen 4 Bad Homburger gegen 3 Großmeister und die Schachlegende Klaus Klundt - und es war klar, dass die Titelträger alles herausquetschen würden, was geht.

Und so kam es dann auch: Stefan Erdmann und Jonas Lenz gerieten immer mehr in die gegnerische Technik-Kralle und verloren ihre Endspiele am Ende klar, so dass jetzt Heusenstamm mit 3,5:2,5 führte und doch einem sicheren Sieg nahe schien.

Wieder die vorderen Bretter... Bei übrigens nettem Zuschauerandrang und einem netten Gastgeber Oberursel. Vielen Dank.

Als dann Behrang Sadeghi nach fast 6 Stunden ein starkes und verdientes Remis gegen den eingangs erwähnten GM holte, schien dies zunächst ebenfalls nur ein halber Brettpunkt zu sein.

Aber dann kam das Wunder!

Die Körpersprache zeigt es schon: Florian (r.) steht mit Mehrfigur und Freibauer auf Gewinn. Der Springer wird den a- und b-Bauern knapp halten können.

Großmeister Sadzikowski, Elo 2502, setzte überraschen alles auf eine Karte, um gegen Florian Lesny doch noch durchzubrechen. In den letzten Spielminuten opferte er eine Figur nach Gefühl - und wurde gnadenlos ausgekontert: Florian heftete sich seinen ersten GM-Skalp an den Gürtel und rettete der Bad Homburger Mannschaft ein 4:4!

Liebe Heusenstammer: Danke für den Punkt - aber wir haben das auch mal verdient!

Die Einzelergebnisse

Bad Homburg Hofheim II  3,5:4,5 
Sadeghi,Behrang  2149  Haack,Kevin  2275  0,5:0,5
Lesny,Florian  2221  Zude,Erik,Dr.  2293  0,5:0,5
Lenz,Jonas  2126  Weber,Ulrich  2309  0,5:0,5
Wolf,Ulrich Martin,Dr.  2199  Zude,Arno  2300  0,5:0,5
Kaliski,Erwin  2154  Burkart,Patrick  2282  0:1
Schmidt,Walter  2162  Kushka,Alena  2159  1:0
Erdmann,Stefan  2135  Fish,Jonathan  2168  0:1
Novak,Volker  2077  Burkart,Lloyd Shang  2084  0,5:0,5
Heusenstamm Bad Homburg  4,0:4,0 
Narayanan,Visakh  2527  Sadeghi,Behrang  2149  0,5:0,5
Sadzikowski,Daniel  2500  Lesny,Florian  2221  0:1
Poetsch,Hagen  2475  Lenz,Jonas  2126  1:0
Zuyev,Igor  2425  Wolf,Ulrich Martin,Dr.  2199  0,5:0,5
Solonar,Stefan  2217  Schmidt,Walter  2162  0,5:0,5
Klundt,Klaus  2235  Erdmann,Stefan  2135  1:0
Otte,Marijn  2188  Dunsbach,Ralf,Dr.  2042  0,5:0,5
Prudlo,Simon  2129  Pichl,Christoph  1792  0:1