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Tabellenführung in der Hessenliga!

Was wiegt schwerer? Ein Internationaler Meister an Brett 1 oder eine gute Besetzung an den hinteren Tischen? Der Hessenliga-Kampf in Griesheim (DA) sah hier eindeutig die hinteren Tische in der Vorhand - wobei Griesheim hier gar nicht mal schlecht aufgestellt war.

Der Auftakt geriet mäßig und schon nach 12 Zügen schimpfte Ralf Dunsbach über sich und meinte, dass er jetzt in 3-5 Zügen wohl aufgeben werde. Nun, es war dann doch nicht so einfach und nach 22 Zügen konnte er wieder guten Gewissens und erfolgreich Remis anbieten. Auch bei Walter Schmidt und Jonas Lenz stand trotz kritischem Verlauf der Partien nach 3 Stunden eine ausgeglichene Stellung auf dem Brett, so dass an Remisen nichts zu meckern war.

Eine Bestandsaufnahme ergab, dass sich zwar Erwin Kaliski aus dem schlimmsten Sumpf herausgekämpft hatte (später Remis im Minusbauernendspiel mit Randbauern), aber Behrang Sadeghi am Spitzenbrett gegen den Internationalen Meister Bogdan Grabarczyk auf verlorenem Posten stand. Und es war hier, wo die hinteren Tische zuschlugen:

Zunächst Egon Merkle, der hinterher freimütig zugab, gegen seinen jugendlichen Gegner auch auf Verlust gestanden zu haben. Aber in dessen Zeitnot verwickelte er ihn in einen Mattangriff, der überraschend leicht zum Sieg führte.

Auch Ralf Nagelsdiek hatte das Glück des Tüchtigen. Mit Schwarz kämpfte er in der Diagrammstellung um seinen König, der auf den schwarzen Feldern arg schwach da steht. Und die Bedenkzeit war knapp! Es folgte 34. ... Se5+ 35. Sxe5 Dxd8 und hier übersah Weiß die Riposte 36. Dh8+!, was ihm ein vorteilhaftes Endspiel eingebracht hätte. Schlimmer noch: Er überschritt kurz danach die Bedenkzeit: 3½-1½ für Bad Homburg!

Schlechtes Handy, schlechtes Foto - aber gute Partie: Ramat Faqiry (rechts) in Erwartung des baldigen Sieges.

Den nächsten Punkt holte Ramat Faqiry. Er hatte als einziger stets einwandfrei besser gestanden. Nicht viel, aber immer. Und in ein Endspiel abgewickelt, in dem er einen Bauern gegen eine furchterregende Abzugsschach-Batterie getauscht hatte.

Ein Abzugsschach könnte jetzt den Bc4 gewinnen, aber Ramat fand einen schönen unmittelbaren Gewinn: 45. a6!! holt sich am Ende einen ganzen Turm, weil 45. ... Txa6 46. Ta5+ nicht geht. Das war der überraschende Mannschaftssieg!

Und es bestand sogar noch die Hoffnung auf mehr: Behrang Sadeghi hatte sich stark gewehrt und die vielleicht schwache Technik (darf man das über einen IM sagen?) ausgenutzt: Er hatte ein theoretisches Remis-Turmendspiel aus den Lehrbüchern auf dem Brett. Nicht die narrensichere Philidor-Stellung sondern sehr viel kniffliger. Und der IM kurbelte und versuchte - und schaffte es, als Behrang bei wenig Bedenkzeit den entscheidenden Turmschwenk nicht spielte.

Besseres Handy, besseres Foto - aber schlechteres Ergebnis: Behrang (rechts) schaffte das Remis leider nicht.

Mit diesem für alle überraschenden - und zugegebenermaßen äußerst glücklichen - Sieg ist Bad Homburg mit 8 Punkten aus 5 Spielen auf den Platz an der Sonne vorgerückt! Inzwischen werden gelegentlich erste Oberliga-Phantasien laut ausgesprochen. Aber das ist noch lange nicht spruchreif - denn Bad Homburg hat erst die hintere Hälfte der Tabelle abgearbeitet.

Die Einzelergebnisse:

Griesheim II Bad Homburg  3,0-5,0 
IM Grabarczyk, Bogdan  2351  FM Sadeghi, Behrang  2075  1-0
FM Nothnagel, Holger  2229  Schmidt, Walter  2192  ½-½
Díaz, Joaquín, Prof. Dr.  2102  Kaliski, Erwin  2130  ½-½
Nothnagel, Markus  2088  Lenz, Jonas  2103  ½-½
Hahn, Werner  2034  FM Dunsbach, Ralf, Dr.  2126  ½-½
Debortoli, Roberto  2012  Nagelsdiek, Ralf  1962  0-1
Allmann, Thorsten  1941  Faqiry, Ramat  1904  0-1
Ngo, Quang Thai  1741  Merkle, Egon  2088  0-1