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Youth-Classics in Bad Soden

So wie der September aufhörte, ging der Oktober schon wieder los. Vom 30. September bis zum 3. Oktober fanden in Bad Soden die diesjährigen Youth Classics statt.

In 3 parallel durchgeführten Turnieren, Kids Open (U10), Youth Open (U14) und Junior Open (U18), waren 9 Partien mit langer Bedenkzeit und DWZ-Auswertung zu absolvieren. Die hochwertigen Preise lockten gute Spieler aus mehreren Landesverbänden nach Bad Soden.


Preise und Pokale...

So hatten alle 3 Turniere überdurchschnittlich starke Teilnehmerfelder auszuweisen und es war von vorneherein klar das es eine Herausforderung werden würde, den Startranglistenplatz auch in der Endtabelle behaupten zu können. Unser Verein war auch diesmal wieder mit 4 Teilnehmer(inne)n am Start.


... auf die auch Nicolas, Carolin, Fenja und Rafael (vlnr) scharf waren.

In der U18 kämpfte Carolin des öfteren an den Spitzenbrettern gegen die stärksten Gegner ihrer Gruppe. Besonderes Zuschauerinteresse zog die 6. Runde auf sich. Sie spielte am 1. Brett gegen einen um 300 DWZ Punkte favorisierten Gegner die mit Abstand längste Partie der Runde und hielt die Partie lange ausgeglichen.

Erst in Zeitnot als sie von Zug zu Zug vom 30-Sekunden-Bonus lebte und sich im fortgeschrittenen Endpiel befand, konnte ihr Gegner sie langsam überspielen.

Wie dies bei den großen Turnieren so üblich ist, bildete sich dabei rasch eine größere Zuschauertraube um die beiden Kontrahenten. In der Endabrechnung kam Carolin auf 5 Punkte und belegte genau auch ihren Ranglistenplatz 6.

In der U14 spielten Fenja, Nicolas und Raphael mit. Für die beiden Jungs war es nach ihrem Start bei den "erwachsenen" Hessenmeisterschaften im Mai das erste Jugendturnier überhaupt. Doch sie machten von Anfang an klar, dass sie nicht gedachten sich vor ihren turniererfahrenen Gegnern zu verstecken.

In der 1. Runde kommt es ja traditionell zu Paarungen mit recht klar verteilten Rollen und so mussten sich auch beide gegen regelrechte DWZ-Schwergewichte behaupten. Wenn sich auch viele Favoriten recht schnell durchsetzen konnten, so leisteten unsere Jungs lange erbitterten Widerstand und zu bereits deutlich fortgeschrittener Stunde stellten sie noch die Hälfte aller laufenden Partien, leider wurde letztlich keiner von Ihnen mit etwas Zählbarem belohnt.


Nach knapp 2 Stunden Spielzeit haben die meisten Favoriten schon Feierabend, nur noch 4 Underdogs leisten Gegenwehr, darunter Nicolas und Rafael.

Aber das änderte sich im Turnierverlauf natürlich noch.


Nicolas am Brett.

In der 4. Runde wartete Nicolas in der Eröffnung geduldig ab bis sein Gegner in der Diagrammstellung endlich 8. ... d6 gezogen hatte, bevor er mit Sd5 zum letztlich spielentscheidenden Angriff ansetzte.

Nur wenige Züge später wollte sein Gegner mittels Dd7 seine Dame entfesseln, doch nach 12. Lxf6 gxf6 und 13. Sxf6+ nebst Damengewinn war die Partie im Prinzip schon entschieden. Auch wenn der Gegner sich noch 15 Züge lang zeigen ließ, dass Nicolas auch in der Lage ist des Gegners König zu erlegen.

Nachdem er sich in der Schlussrunde das Leben mit einem unnötigen Qualitätsverlust zu Beginn des Mittelspiels erst selber schwer machte, konnte er mit seiner überlegenen Endspielführung doch noch einen versöhnlichen Sieg einfahren. Insgesamt kam Nicolas somit auf 3½ Punkte und konnte sich über den 33. Platz freuen.


Rafael am Brett.

Vermutlich bin ich noch nicht alt genug um dies wirklich bezeugen zu können, aber dennoch wage ich die Behauptung das wir in der 5. Runde vielleicht erstmalig in der Geschichte unseres Schachklubs ein Bruderduell in einer Turnierpartie auszuspielen hatten.

Dabei nutzte Raphael den Anzugsvorteil mit Weiß aus um im Mittelspiel die Initiative zu übernehmen und konnte in der Diagrammstellung von einem kleinen Fehler seines Bruders profitieren, der unscheinbare Bauernzug h6, führte natürlich unmittelbar zum Läufereinschlag 16. Lxh6.

In der Folge erhöhte Raphael kontinuierlich den Druck gegen den schwarzen König der letztlich zum sicheren Sieg führte.


Brüderduell in Bad Soden: Rafael(r.) gegen Nicolas.

Wie schwierig es ist die richtigen praktischen Entscheidungen zum Ende einer langen Turnierpartie zu treffen, durfte Raphael in der 4. Runde lernen.

In der Diagrammstellung hatte Raphael das Bauernwettlauf bereits gewonnen und hatte eine Dame mehr.

Doch nun traf er leider die strategische Fehlentscheidung mit seinem König erst noch den Freibauern auf b5 einsammeln, doch dieses Manöver war so langsam, das der Gegner sich auch noch eine Dame holen konnte und die Partie letztlich Remis durch Dauerschach endete.


In der anschließenden Partieanalyse erkannte Rafael, dass er in besagter Diagrammstellung wohl sehr viel einfacher mit Kf3 und baldigem Matt hätte fortsetzen können.

Nachdem auch er in der abschließenden 9. Runde gewinnen konnte, kam auch er auf 3½ Punkte und konnte sich über den 31. Platz freuen.


Fenja holte 4½ Punkte.

Fenja spielte ihre persönliche Glanzpartie in der 7. Runde. Wieder einmal ging es gegen einen schier übermächtigen Gegner der über 300 DWZ-Punkte mehr in die Waagschale zu werfen hatte. Doch sie hatte Weiß, konnte die Stellung aus der Eröffnung heraus öffnen (5. Lxf7+!), den schwarzen König ein wenig beschäftigt halten und sich einen Bauern sichern.

Als sie dann in der rechten Diagrammstellung jedoch keine konkrete Gewinnfortsetzung mehr entdecken konnte, begnügte sie sich lieber mit einem Remis und freute sich diebisch über den halben Punkt gegen einen so hoch eingestuften Gegner in einer Turnierpartie.

Auch sie holte sich einen Sieg in der Abschlußrunde und erreichte damit eine Punktlandung bei 50%, 4½ Punkte bedeuteten Platz 21 für sie.

Doch neben all den schachlichen Erfahrungen kam natürlich auch der Spaß nicht zu kurz, sei es bei der gemeinsamen Partieanalyse mit befreundeten Schachspielern anderer Vereine oder beim 4-Gewinnt-Turnier im Pausenraum.


4-Gewinnt! Auch ein Strategie-Spiel. Aber natürlich ist Schach größer...


Hervorragende Spielbedingungen. Hier die Spitzenbretter der U14.

Die Turnierbedingungen waren wirklich vorbildlich. In der großen Hasselgrundhalle hatte jedes Brett einen Einzeltisch, alle spielten auf Holzbrettern, zwischen den Tischreihen war wirklich viel Platz, der Zeitplan wurde akkurat eingehalten und die Informationen im Internet standen jeweils zeitnah zur Verfügung.

Nebenan gab es einen großen Mehrzweckraum mit ausreichend vielen Analysebrettern, einigen anderen Spielen, Büchern und freien Snacks und Getränken für die Kinder, besser geht es wirklich nicht!


Hans-Walter Schmitt - hier mit den Preisträgern.

Ein großes Dankeschön an Hans-Walter Schmitt und seinem gesamten Organisationsteam, im Turniersaal genauso wichtig aber auch hinter den Kulissen und bei der Verpflegung! Das war ein richtig tolles Turnier und wir kommen bestimmt wieder! (J.G.)