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Das Rhein-Main-Open im Rückspiegel

Der Stress ist vorbei!

Das ist nach 5 anstrengenden Tagen Schach vom Feinsten das aufdringlichste Gefühl der Organisatoren. Dabei war es über alles gerechnet natürlich ein schönes Turnier und - gemessen an den zu erbringenden Leistungen - auch ökonomisch organisiert.

Inzwischen sind die meisten Nacharbeiten - Aufräumen, Presseberichte, Elo-Auswertung, Statistiken, Kasse, usw. - erledigt. Man vergißt auch die kleineren Dinge, die bei jedem Turnier dieser Größenordnung schief gehen. Übrig bleibt ein guter Gesamteindruck, bei den Organisatoren und - wie man so liest und hört - auch bei den Spielern.

Zeit für eine kurze Zusammenfassung aus organisatorischer Sicht:

Das XIV. Rhein-Main-Open war mit 267 Teilnehmern in 2 Gruppen das größte bisher. Es spielt damit sicher in der Liga der besten und größten Turniere Hessens mit.

Dies äußerte sich auch in der Anwesenheit der Prominenz. Zum Einen fand der frisch gewählte Präsident des Deutschen Schachbundes, Herbert Bastian, nach einem Hinweis von Hans-Walter Schmitt den Weg nach Bad Homburg und eröffnete die 6. Runde. Zum Anderen wurden Eröffnung und Siegerehrung durch die Stadt Bad Homburg, Stadtrat Dieter Kraft und Oberbürgermeister Michael Korwisi, begleitet. Vlastimil Hort, der ursprünglich sogar teilnehmen wollte, kam am Donnerstag extra auf einen Abstecher in die Kurstadt, um dem Treiben zuzusehen und sich für seine Absage zu entschuldigen.

Auch der Turnierverlauf ließ wenig zu wünschen übrig: Keine Kurzremisen am Schluss. Erst mit den letzten Zügen der letzten Partie entschied sich der Sieger im A-Turnier: Fide-Meister Matthias Dann konnte ein halbes Dutzend höher eingeschätzte Meister hinter sich lassen und das Turnier verdient mit 6 Punkten aus 7 Partien gewinnen. Bestimmt war es auch für die Sieger des B-Opens - Tim Schmitz holte den ersten Preis - ein ungewohntes Gefühl, mal ganz vorne mit zu spielen.


Das Kernteam der Organisation(vlnr): Otto Reimer, Frank Müller, Peter Bittner, Holger Bergmann, Oberbürgermeister Michael Korwisi, Walter Schmidt, Paul Lenhart, Wolfgang Hettler und Dirk Schneider.
Das Turnier wäre nicht möglich gewesen ohne die hier nicht fotografierten Helferinnen und Helfer - auch aus dem Teilnehmerkreis! Man kann leider keine Namen nennen, ohne dabei doch jemanden zu vergessen.
Vielen Dank an alle! (Foto: Hans-Dieter Post)

Das Rhein-Main-Open ist vor allem ein Turnier für Amateure, wobei natürlich Spitzenkönner nicht fehlen dürfen. Dies nutzten auch 19 Spieler aus dem heimischen Schachklub - ein Effekt, den man als Turnierausrichter nicht unterschätzen sollte. Die zweitstärkste Gruppe kam vom SC Bad Nauheim mit 14 Spielern, eine Gruppe von 5 Schweden gehörte ebenfalls zu den auffälligeren Mannschaften. Das erstmals eingeführte Kombi-Ticket mit dem Karl-Mala-Gedenkturnier lockte über 60 Spieler zu beiden Turnieren.

Man muss festhalten, dass die Rhein-Main-Open damit ihre Grenzen erreicht haben. Zunächst einmal gibt es in der Stadt keinen ansprechenden und größeren Turniersaal mehr. Hinzu kommt, dass mit den derzeitigen Orga-Strukturen kaum mehr zu schaffen ist. Dies umso mehr, als die beiden Gruppen eine spürbare Erhöhung der Arbeitslast bewirkten.


267 Spieler freuen sich auf den Start zur ersten Runde (Foto: Hans-Dieter Post).

Und es gilt für künftige Auflagen des Rhein-Main-Opens (wie auch anderer Turniere mit hoher Teilnehmerzahl und Publikumsverkehr) noch ein Problem zu lösen. In Teilen litt nämlich die Stimmung der Teilnehmer unter Verdachtsmomenten für betrügerisches Verhalten.

Wahrscheinlich hat keiner der Spieler wirklich unzulässige Hilfsmittel benutzt. Aber obwohl natürlich fast nie schwer wiegende Indizien oder gar Beweise vorliegen, geben die schon immer üblichen kurzen Wortwechsel zwischen Spielern einerseits und Freunden, Betreuern oder Trainern andererseits Anlass zu gegenteiligen Befürchtungen. Dies hat sich in den letzten 5 Jahren vor allem deswegen geändert, weil inzwischen kleine elektronische Helfer ruckzuck die Wahrheit über einen Zug oder eine Stellung herausfinden können.

Hier sind alle gefragt: Man benötigt bessere organisatorische Regeln, das inzwischen obligatorische "Handy piept - Verlust" ist im Amateurbereich nicht wirklich förderlich. Aber auch gemäßigteres Verhalten aller Spieler und deren Trainer. Für ein Open wie diesem ist es jedenfalls keine Lösung, einfach alle Zuschauer und Betreuer auszuschließen und absolutes Flüsterverbot im Saal durchzusetzen.

Wie auch immer, es wird sich in den nächsten Jahren eine anerkannte Lösung für dieses größer werdende Problem herauskristallisieren. In jedem Fall freut sich der Schachklub - nach einer Ruhepause - auf das XV. Rhein-Main-Open. Es beginnt am 6. Juni 2012 und die Ausschreibung wird im Herbst online sein.