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Hessenliga: 300 km, 11 Stunden, 0 Punkte

Der Hessenliga-Kampf beim Aufsteiger Kasseler SK II war eine aufwändige Herausforderung für alle. Und er wurde leider nicht mit einem zählbaren Erfolg belohnt: Die Nordhessen behielten alle Punkte bei sich und werden damit sicher - wie voraussichtlich auch die Kurstädter - im nächsten Jahr die Hessenliga bereichern.

Bad Homburg hatte zwei Ausfälle zu verkraften und wollte die Reserve, die alle Chancen auf den Klassenerhalt nutzen muss, schonen. Daher griff man auf den Vorsitzenden Paul Lenhart und Wolfgang Hettler zurück, war aber gegenüber der in Meldebesetzung angetretenen und eher jungen Mannschaft aus Kassel im Nachteil.

Auftakt zu einem langen Match in Kassel. Es zwitscherten die Vögel, die Sonne strahlte - aber es gab kein kurzes 4:4!

Auch auf den Brettern ergaben sich schon Ausgangs der Eröffnung Nachteile, denn Paul Lenhart hatte unfreiwillig einen Bauern geopfert und Wolfgang Hettler und Helmut Heiming wurden im Mittelspiel rasch in eine extrem passive Stellung gedrängt, so dass hier kaum Punkte zu erwarten waren.

Einem kurzen Remis von Egon Merkle folgte ein weiteres, als Walter Schmidt nach 2½ Stunden eine Verschärfung der Position verweigerte und den glatten Ausgleich zuließ.

Jonas Lenz (links vorne) in der Eröffnungsphase bekam Positoinsvorteil und gewann sicher.

Aber dann folgte der erste Saisonsieg von Jonas Lenz. Er hatte schon eine Figur mehr gehabt - und rettete diese am Ende einer genau berechneten Abtauschkombination mit dem schönen Zwischenzug 28. Tc7+! nebst Txe2.

Um diese Zeit verloren Helmut und Wolfgang zum 2:3 Zwischenstand. Die Zeitnotphase verlief undramatisch, aber dann folgte ein erstaunlicher Überseher aller anwesenden Spieler.

Paul Lenhart hatte es nämlich geschafft, die Stellung, die vom Computer übrigens jederzeit ganz ordentlich beurteilt wird, offen zu halten und Probleme über Probleme zu stellen. In der Diagrammstellung fügte er sich nach längerem Nachdenken ins Dauerschach, das auf mehrere Arten möglich war und alle waren zufrieden.

Dabei hätte er just in diesem Moment ein hübsches zweizügiges Matt aufs Brett zaubern können: 42. Sc7+ Kc5 43. Dxd5 matt. Schade!

Richard kämpfte "wegen der Mannschaft" wie ein Löwe. Das dankten ihm alle 7 Mannschaftskameraden, die bis zum Schluss ausharrten - obwohl noch eine weite Heimreise bevorstand!

Der Kampf war noch nicht verloren, denn in beiden verbliebenen Partien stand Bad Homburg besser. Allerdings musste Ralf Dunsbach am Spitzenbrett einsehen, dass sein Mehrbauer nicht zum Gewinn reichte, so dass der Ausgang beim Stand von 3:4 für Kassel an der Partie von Richard Kaiser hing.

Er hatte in mühevoller Kleinarbeit aus der linken Diagrammstellung (61. ... f4 62. gxf4 Lxd5+ 63. Dxd5 Dg6+) eine Gewinnstellung (zweites Diagramm - objektiv ein Matt in 45 Zügen!) gemacht.

Aber die Stellung war schwer - und die Anstrengung und die Nerven verlangten ihren Preis: Die Partie schwankte in der Folge zwischen einfachem Gewinn, Damentausch-Gefahren, übersehenen Patt-Tricks, Dauerschach und puren Tablebase-Gewinnstellungen hin und her und endete nach 121 Zügen mit einem wahrlich ausgekämpften Remis.

Mit diesem unglücklichen Punktverlust ist Bad Homburg ins Mittelfeld der Tabelle abgerutscht, aber es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn der Klassenerhalt nicht zu erreichen sein sollte.

Die Einzelergebnisse:

Kasseler SK II SK Bad Homburg  4,5-3,5 
Cherny, Andrey  2179  FM Dunsbach, Ralf, Dr.  2171  ½-½
Warnecke, Tobias  2116  Schmidt, Walter  2180  ½-½
Lüchtemeier, Peter  2082  Merkle, Egon  2088  ½-½
Halt, David  2003  Kaiser, Richard  2061  ½-½
Schnegelberger, Leon  1859  Lenz, Jonas  2024  0-1
Höpfner, Tim  1946  Heiming, Helmut, Dr.  1906  1-0
Schnegelsberg, Karl-Heinz  1906  Lenhart, Paul  1836  ½-½
Shoup, Karl  1878  Hettler, Wolfgang  1790  1-0